Die Robert Fuchs AG ist auch im Ausland gemeinnützig aktiv. Robert Fuchs sel. liess 1984 die erste massgeschneiderte Peltonturbine für das schweizer Kraftwerk am Ijentalerbach erstellen. Dies sollte jedoch nicht das einzige Projekt bleiben, in welchem er aktiv für die Umwelt und die Menschen seine innovativen Ideen umsetzte. Inspiriert durch eine Freundschaft aus der Schulzeit wollte er sein Wissen und seine Produktionskraft auch in die Welt hinaus tragen und auch kontinentübergreifend tatkräftig für einen guten Zweck nutzen. So setzte er in Zusammenarbeit mit lokalen Institutionen mehrere Projekte in Tansania, Ost-Afrika um.
Durch die Freundschaft zu Pater Bernhard, dem damaligen Prior des Klosters Ndanda in Tansania, kam Robert Fuchs sel. das erste Mal nach Afrika. Pater Bernhard war ein Schulfreund von Robert Fuchs und lebte über 45 Jahre in verschiedenen Klöstern in Tanzania. Er wusste von der grossen Erfahrung welche Robert Fuchs im Bau und Betrieb von Kleinkraftwerken hatte und bat diesen um Hilfe. 1983 reiste Robert Fuchs das erste Mal vor Ort, untersuchte die Gegebenheiten und erkannte die Notwendigkeit für den Bau eines Kleinkraftwerkes. Mit der Zusage seiner vollen Unterstützung und durch neu geknüpfte Beziehungen entstanden daraus mehrere Projekte. Bis jetzt wurden in Tansania Kraftwerke in Ndanda (1985), in Nyangao (1993) und in Chipole (2005) gebaut. Letzteres Projekt wollen wir Ihnen hier genauer vorstellen. Hier wurde ein Kraftwerk realisiert das Energie liefert für den benediktinischen Konvent St. Agnes, dessen hilfstätige Institutionen mit verschiedenen Ausbildungsstätten, Produktion- und Betriebszweigen die Menschen aus der Region sozial, medizinisch, wirtschaftlich und spirituell unterstützen.
Das Kraftwerk in Chipole, im Bundesstaat Ruvuma gelegen, ist das dritte Projekt welches die Robert Fuchs AG in Tansania umgesetzt hat. Da dem Konvent St. Agnes die finanziellen Mittel (in der Höhe von 3.988 Mio CHF) zur Realisierung dieses grossen Bauvorhabens fehlte, hat die Robert Fuchs AG die Finanzierung dieses Projektes übernommen. Die Projektierung, die Bauführung, der Verwaltungsaufwand, das Zeichnen der Baupläne, Arbeiten sowie deren Führung vor Ort wurden unentgeltlich von der Firma Robert Fuchs übernommen und ausgeführt. Für die Beschaffung notwendiger Materialien wurde ausserdem der gemeinnützige «Verein Unterstützung Kleinkraftwerk Chipole, Tanzania» gegründet, welcher von Spenden getragen wird. Für das Kraftwerk wird der Fluss Ruvuma gestaut, welcher weiter flussabwärts die Grenze zwischen Tansania und Mozambique bildet.
Bevor das Kleinkraftwerk realisiert wurde, lieferten zwei Dieselgeneratoren die Energie für den ganzen Komplex. Diese konnten jedoch maximal drei Stunden täglich betrieben werden, da die finanziellen Mittel für den Diesel nicht für mehr ausreichte. Dies führte zu starken Einschränkungen in den Betrieben und zu Komplikationen im Gesundheitswesen, verbunden mit vielen weiteren Nachteilen. Da es wenige Schulen in Ruvuma gibt, darf dessen Weiterbestand nicht mangels Energie und Wasser gefährdet werden. Auch fehlten den Ausbildungsstätten vor der Realisierung des Kraftwerkes der nötige Strom um modernes Wissen im EDV-Bereich vermitteln zu können. Die ganze Situation konnte durch den Bau des Kraftwerkes erheblich verbessert werden.
Der ideale Standort für ein Kraftwerk, welches den benediktinischen St. Agnes Konvent und dessen Einrichtungen mit ökologisch vorteilhaftem Strom versorgt konnte anhand von Messungen und genauen Beobachtungen definiert werden. Der Damm des Kraftwerkes steht auf der Farm Kizizi, 10 km von Chipole entfernt. Nach der Planung, welche bereits vor 1999 ihren Anfang nahm, begannen die ersten Arbeiten. Das Gelände wurde vorbereitet durch Rodungen, Felssprengungen, Aushube und mit der Umleitung des Flusses. Viele der benötigten Maschinen, Werkzeuge und Materialien wurden per Container aus der Schweiz eingeschifft und per Lastwagen 1300 km von Dar es Salaam nach Chipole transportiert.
Der Bau des Kraftwerkes beinhaltete nicht nur den Bau des Beton-Staudammes, sondern auch das Verlegen der Druckleitungen, den Aufbau eines Turbinenhauses mit Kaplan-Turbine, sowie des Generators mit Steuerung, Hauptverteilung, Trafo und Regler. Ebenso gehörte das Ausheben der Kabelgraben, sowie das Verlegen von über 19 km Stromkabel und das Installieren von Kabelverteilkabinen zu den Arbeiten.
Auf 850 m ü. M. liegt die Fassung des auf Fels gebauten Stuadammes, dessen 50 m langen Druckleitungen münden im 11.08 m tiefer gelegenen Turbinenhaus. Die Kaplan Turbine mit einem Wirkungsgrad von bis zu 0.8 generiert eine Leistung von 400 kW. Zur Versorgung des Konvents, des Spitals, der Schule und der Produktionsstätten wurden insgesamt rund 20 km Stromleitungen in den Boden verlegt. Der 20 m breite und 9.56 m hohe Staudamm dient ausserdem als neue Flussüberquerung mit einer Traglast von bis zu 30 t.
Nach den mehrere Jahre dauernden Vorbereitungen und Bautätigkeiten wurde die Staumauer am 1. November 2005 in Betrieb genommen. Der nach seinem Wohltäter benannten «Robertsee» wurde damit zum ersten Mal aufgestaut und das Kleinkraftwerk in Betrieb genommen. Seither läuft die Stromproduktion zuverlässig. Die Jahresproduktion mit der durchschnittlichen Wassermenge von 4 m3/s entspricht ca. 3.5 GWh.
Es gibt eine Vereinbarung/einen Vertrag, welche die Nutzung des Stromes einzig für den St. Agnes Konvent, deren Gebäude, Einrichtungen und Projekte erlaubt. Dies dient zum Schutz davor, dass der Strom aus Profitgründen aus den humanitären Anlagen und Projekten abgezapft wird. So soll der Strom wirklich dorthin fliessen wo er auch eingesetzt wird, um Menschen zu unterstützen, weiterzubilden und auf ihrem Lebensweg zu bekräftigen.
Der St. Agnes Konvent Chipole, welcher von der Robert Fuchs Stiftung unterstützt wird, besteht aus über 346 Schwestern und Auszubildenden. Das (Kloster-) Institut in Chipole, etwa 1000 km Luftlinie südwestlich von Dar es Salaam gelegen, betreibt eine St. Agnes Girl’s Sekundarschule mit über 350 Schülerinnen, eine Primarschule mit über 250 Schülern, eine Ausbildungsstätte der Handelsschule mit über 40 Schülern, sowie einem Waisenhaus welches 50 Kindern Obdach gewährt und weitere 70 Kinder in der Schulausbildung unterstützt. Der St. Agnes Konvent erarbeitet unermüdlich Projekte, um Männer, Frauen und Kinder in der Region aus verschiedensten schwierigen Lebenssituationen sozial, medizinisch, wirtschaftlich und spirituell in ihrem Leben zu unterstützen.
Der Betrieb wird von Ordensschwestern geführt und beinhaltet neben der Internatsschule und dem Waisenhaus auch ein Spital, eine Zahnarztpraxis, sowie mehrere Produktionsstätten: Mühle, Metzgerei, Schreinerei, Schlosserei, Elektrowerkstatt, Sanitärwerkstatt, Baugeschäft und andere handwerkliche Einrichtungen. Ausserdem werden Früchten und Gemüse in Eigenanbau gezogen, sowie Viehwirtschaft betrieben. Alle diese Betriebszweige dienen der Selbstversorgung den dort lebenden Schülerinnen, Schülern, Waisen, Arbeiterinnen, Arbeitern und Ordensschwestern. Trotzdem ist die Schule nicht selbsttragend, da die Schulkosten der Internatsschule dem Einkommen der Eltern angepasst oder gar erlassen werden.