Das Toggenburger Ijental ist eine schützenswerte voralpine Kulturlandschaft. Die einzigartige Biodiversität des «Lebensraums Ijental-Blässlaui» wird nachhaltig gefördert. Die Erneuerung des Kraftwerks Nesslau der Robert Fuchs AG und die Erweiterung des Stausees 2010/11 wurden im Einklang mit der für den Lebensraum verantwortlichen Projektgruppe realisiert. Flora, Fauna und Besucher sind die Gewinner – und die wertvolle erneuerbare Energie wird noch besser ausgeschöpft.
Das Gebiet «Ijental-Blässlaui» oberhalb von Nesslau-Krummenau im Toggenburg ist eine Idylle. Diese weist mehrere geschützte Flachmoor-Biotope, Lesestein- und Trockenmauern, Wald- und Wiesengebiete mit Wiesengräben und -bächlein auf. Mittendrin befindet sich das Kleinkraftwerk der Robert Fuchs AG mit seinem Stausee. Es wurde 1909 in Betrieb genommen. Ein Heft mit handschriftlichen Eintragungen der Wassermessungen zeugt davon.
Das ökologische Potenzial der Region besser auszuschöpfen, um seine Biodiversität nachhaltig zu sichern und, wo nötig, zu fördern, wurde als Projektziel für den «Lebensraum Ijental-Blässlaui» definiert. Die Projektträger und der Kraftwerkbetreiber Robert Fuchs AG arbeiteten eng zusammen, um dieses hohe Ziel zu erreichen. Jetzt ist es geschafft: Bergeidechsen, Spitzmäuse, Erdkröten und Grasfrösche, Fische wie Forellen, Saiblinge und Groppen, sowie zahllose Erholungssuchende profitieren davon.
Die Robert Fuchs AG ist spezialisiert auf elektrotechnische Anlagen, Produkte und Dienstleistungen. 1979 kaufte Robert Fuchs sel. die Zwirnerei in Nesslau SG. Im Einkaufskorb waren auch das firmeneigene Kleinkraftwerk und die Nutzungsrechte für den kleinen Stausee am Ijentalerbach. Dies war der Startschuss für den neuen Geschäftszweig «Turbinenbau für Kleinkraftwerke» der Robert Fuchs AG.
Robert Fuchs packte die Chance, um in der ehemaligen Zwirnerei eine Schlosserei einzurichten, die den für ihre Standardschweiss- und alle Schlossereiarbeiten benötigten Strom gleich selbst produzierte. 1984 stand eine Modernisierung des firmeneigenen Kraftwerks an. Neu sollten 82 Prozent Wirkungsgrad von der Hydraulik bis zum Generator in der Schneit erzielt werden. Die Lösung war eine vom Betrieb selbst hergestellte, massgeschneiderte Peltonturbine. Wasser, das durch eine 1750 Meter lange Druckleitung mit 300 Metern Höhendifferenz auf die Turbine schiesst, bringt diese auf die gewünschten Touren.
Die vorhandenen Ressourcen effizient auszuschöpfen, lag Robert Fuchs Zeit seines Lebens am Herzen, seinen Nachfolgern ebenso. «Nesslau» gab schliesslich den Ausschlag für die kontinuierliche Entwicklung des neuen Geschäftsbereichs. Dieser liefert auch Kleinkraftwerke für humanitäre Hilfswerke in Afrika. In Tansania wurden bisher in Ndanda (1985), in Nyangao (1993) und in Chipole (2005) gemeinnützige Projekte umgesetzt, wofür Robert Fuchs eine entsprechende Stiftung einrichtete.
Der ökologisch vorteilhafte Rohstoff «Wasser» hat in jüngster Zeit enorm an Bedeutung gewonnen. Besonders in der Schweiz, die kaum über andere natürliche Rohstoffe verfügt. Stauseen sind Langzeitspeicher. Sie sichern die Versorgung des Landes mit Energie in Spitzen- wie in Notzeiten. Die lange, emissionsfreie Lebensdauer von Wasserkraftwerken macht diese Art von Energie umweltfreundlich und rentabel. Diese Überlegungen gaben den Ausschlag für die Erneuerung des Kleinkraftwerks am Ijentalerbach oberhalb von Nesslau-Krummenau.
Das ursprüngliche Kraftwerk wurde 2010/11 durch einen Neubau ersetzt, der dazugehörende kleine Stausee fast verdoppelt. Die Nachhaltigkeit der Stromproduktion zu steigern und gleichzeitig das einzigartige Berggebiet zu erhalten und weiter zu schützen, war eine Herausforderung für die Modernisierung.
Heute produziert «Nesslau» sicherer, 10 Prozent effizienter und ökologischer als vor der Erneuerung. Die automatisierte Zentrale passt die Stromproduktion personalunabhängig dem Bedarf (Hoch-/Nieder-Tarif) an; die Überwachung funktioniert geografisch unabhängig.
Die Erhaltung der Biodiversität des «Lebensraums Ijental-Blässlaui» genoss hohe Priorität beim Bau des neuen Kraftwerks. Die Robert Fuchs AG arbeitete dafür eng mit Gewässerschutz, Raumplanung und Fischerei zusammen. «Wegen der vorgeschriebenen Menge Restwasser produzieren wir mit 30 Prozent weniger Wasser, als wir könnten. Deshalb, und weil sich der Lauf des Bachs jetzt vollständig über Tag präsentiert und der Stausee selbst einen zusätzlichen Kreislauf bildet, sind wir stolz auf unser neues Kraftwerk», sagt Paul Birchler, Geschäftsführer Stv. des Bereichs Elektro bei der Robert Fuchs AG, «das natürliche Ökosystem ist wieder hergestellt und gesichert.» Das Beispiel «Ijentalerbach» beweist, dass das Unternehmen sein Credo von der ganzheitlichen, umweltfreundlichen Energiegewinnung tatsächlich lebt.
Das Kraftwerk und die Umgebungsprojekte «Ijentalerbach» wurden 2010/11 fertiggestellt. Zweieinhalb Millionen Kilowattstunden Strom produziert das Kraftwerk am Ijentalerbach jährlich. Über 600 Haushalte werden damit versorgt.
Die restriktiven Vorgaben durch die Gesetze für Raumplanung, Gewässerschutz sowie Fischerei, das neue Stromgesetz sowie die Bedürfnisse weiterer Anspruchsgruppen wie Tourismusindustrie, Alp- und Tierschutz und Investoren wurden erfüllt. Der «Lebensraum Ijental-Blässlaui» lebt:
Der junge Bergahorn und die frisch gepflanzten Vogelbeerbäume gedeihen, der verlegte Kiesweg wird gerne unter die Füsse genommen, die Lesesteinmauer ist durch allerlei Getier bewohnt, die Fischtreppe gewährleistet den Fischen ihre jährliche Wanderungen und der neu errichtete Schutzzaun erfüllt seine Funktion. Bauten, Einrichtungen und Bepflanzungen fördern im Einklang die standortgemässe Land- und Forstwirtschaft sowie das traditionelle Bewirtschaften von Alpwiesen und Rieden.
Das einzigartig schöne Landschaftsmosaik bleibt für lange Zeit erhalten. Das Amt für Umwelt des Kantons St. Gallen hat der Robert Fuchs AG die Konzession bis zum Jahr 2069 erteilt. Dies bedeutet: Bis zu diesem Zeitpunkt produziert die Robert Fuchs AG mit «Nesslau» sicheren und ökologischen Strom – und engagiert sich weiter stark für ein lebendiges, naturnahes Ijental!